Die Entstehung einer Kreuzallergie
Neurodermitiker sind oft auch allergisch belastet. Der Körper hat gegen das Allergen Antikörper gebildet. Kommt er mit dem Allergen in Berührung, wird die Abwehrreaktion ausgelöst.
Die räumliche Struktur des Allergens dient dabei als Erkennungszeichen für das Immunsystem. Die grobe räumliche Struktur von Allergenen ist dabei oft nicht einmalig, sondern kann in ähnlicher Form bei vielen anderen Nahrungsmitteln oder Stoffen aus der Umwelt vorkommen. Der Körper erkennt dann auch diese anderen Stoffe mit ähnlicher Allergen-Struktur als „bekämpfenswert“ an und reagiert darauf.
Eine Kreuzallergie erkennen
Meine Beratungspraxis zeigt mir: viele Eltern wissen nicht, dass es Kreuzallergien gibt. Diese bleiben oft unerkannt, belasten den Alltag der betroffenen Kinder und schlimmer noch: sie triggern und verschlimmern damit eine bestehende Neurodermitis bzw. atopisches Ekzem.
Kreuzreaktionen treten vor allem auf, wenn gegen eines oder mehrere dieser Allergene eine Allergie besteht:
- Baumpollen (z. B. Birke, Erle, Hasel)
- Gräser- und Getreidepollen
- Beifuß
- Ambrosia (Ragweed)
- Latex
- Milben
Um die Wahrscheinlichkeit von Kreuzreaktionen beim Verzehr von Lebensmittels einschätzen zu können, ist es wichtig, dass du über einen aktuellen Allergietest verfügst. Je stärker die allergische Reaktion auf das eigentliche Allergen ausfällt, umso wahrscheinlicher können auch Kreuzreaktionen auftreten. Einige Kinderärzte lehnen Allergietestes bei jungen Kindern leider immer noch ab. Es lohnt sich, hier hartnäckig zu bleiben und bei Bedarf auch eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.
Auch wichtig: eine Kennzahl auf einem Allergietest sagt noch nicht unbedingt etwas darüber aus, ob dein Kind im realen Leben tatsächlich eine allergische Reaktion zeigt. Hier ist viel Aufklärung der Eltern erforderlich. Im Praxisalltag kommt dies meist zu kurz. Ich helfe dir gern, die Ergebnisse eines Allergietests richtig zu interpretieren und zu verstehen. Denn du solltest auf jeden Fall davon absehen, pauschale Einschränkungen des Speiseplans deines Kindes vorzunehmen.
Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle dabei, ob bei deinem Kind Kreuzreaktionen auftreten. Bei Allergenen aus der Luft sind insbesondere in der Pollensaison begleitende Beschwerden wahrscheinlicher. Die allergische Belastung für den Körper ist in dieser Zeit höher. Allergische Reaktionen, auch auf das Kreuzallergen sind dann wahrscheinlicher bzw. können stärker ausfallen. Auch Infekte, zu wenig Schlaf, starke körperliche Anstrengung sowie die Art, Zubereitung und Kombination aufgenommener Lebensmittel beschäftigen das Immunsystem und beeinflussen eine mögliche Reaktion.
Mögliche Reaktionen:
- orale Beschwerden: Nießen, Kribbeln im Rachen, Husten, Schnupfen, tränende Augen
- Magen-Darm-Beschwerden: Durchfall, Bauchkrämpfe, Übelkeit
- Hautreaktionen: Nesselsucht, juckender Ausschlag, Quaddeln, Rötungen
Kreuzreaktionen vermeiden
Ist dein Kind betroffen, kannst du seine Beschwerden lindern und sein Leben erleichtern, wenn du euren Speiseplan anpasst. Lebensmittel, die häufig zu Kreuzallergien führen, sollten vor allem in Zeiten starker Allergenbelastung gemieden werden.
Die Kreuzreaktion kann vor allem beim Verzehr bestimmter Sorten Gemüse und Obst oder auch bei Kräutern, Gewürzen und Nüssen auftreten.
Riskante Lebensmittel:
- Baumpollenallergie: rohe Möhre, rohe Kartoffel, Sellerie, rohe Tomate, Apfel, Kirsche, Nektarine, Pfirsich, Pflaume, Kiwi, Anis, Kümmel, Koriander, Minze, Haselnuss, Walnuss
- Gräser- und Getreidepollen: rohes Getreide, rohe Tomate, Erdnüsse
- Beifuß: rohe Kartoffel, rohe Möhre, rohe Tomate, Kiwi, Melone, Sesam, Kamille, Anis, Pfefferminze, Chilli, Koriander, Zimt, Kresse, Echinacea
- Ambrosia: Gurke, Zucchini, Melone, Banane
- Latex: Kartoffel, Tomate, Avocado, Banane, Feige, Melone, Kiwi, Marone
- Milben: Krusten- und Schalentiere (z. B. Garnele, Hummer, Muscheln) –> insgesamt weniger häufige Reaktion
Bei rohen, ungeschälten Lebensmitteln treten die stärksten Reaktionen auf. Durch Garen und/oder Schälen kannst du die Allergenbelastung vermindern.
Die besten Erfolge erzielst du, wenn du die Anpassung konsequent umsetzt. Das heißt, dass dein Kind auch im Kindergarten oder in der Schule keine ungeeigneten Obst- und Gemüsesorten essen sollte.
Um Nahrungsmittelallergien auf die Spur zu kommen, hilft es, wenn du ein Ernährungstagebuch führst. Der Aufschrieb hilft dir, Zusammenhänge zwischen dem Verzehr bestimmter Speisen und dem Auftreten von Beschwerden zu erkennen. Eine kostenfreie Vorlage findest du hier. In meinem Blogartikel „Neurodermitis und Ernährung“ findest du noch weitere spannende Erklärungen.
Allergien loswerden mit der Milchleiter und der Eileiter
Die Neurodermitis deines Kindes kann durch Kreuzallergien getriggert werden. Eine angepasste Ernährung unterstützt dich dabei, eine Stabilisierung der Haut zu erreichen. Sind die Allergene einmal bekannt, kann durch einen angepassten Speiseplan, der die identifizierten Allergene auslässt, meist eine signifikante Besserung der Neurodermitis erreicht werden.
Doch heißt das, dass diese Lebensmittel lebenslang aus der Ernährung deines Kindes gestrichen werden müssen? Die Antwort lautet nein, denn weniger starke Allergien kannst du sogar über die tägliche Ernährung zu Hause therapieren. Das Immunsystem kann lernen, harmlose Lebensmittel nicht mehr als „bekämpfenswert“ einzustufen. Beispiele dafür sind die Anwendung der sg. „Milch-Leiter“ bzw. „Ei-Leiter“. Gleichzeitig hast du die Möglichkeit, der Entstehung weiterer Allergien vorzubeugen. Die Grundlagen dazu vermittle ich dir gern in einem Soforthilfe-Gespräch.
Manche Kinder können so starke Allergien entwickeln, dass ein versehentlicher Kontakt mit einem Allergen lebensbedrohlich werden kann. Ein typisches Beispiel dafür ist eine ausgeprägte Erdnuss-Allergie. Damit dein Kind ohne ständige Angst und Gefahr aufwachsen kann, solltest du in diesen Fällen eine ärztlich begleitete Desensibilisierung in Betracht ziehen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist wissenschaftlich gut untersucht und weist eine hohe Erfolgsquote auf. Am Ende einer solchen Therapie werden meist kleine Mengen des Allergen vom Körper toleriert, sodass bei einem versehentlichen Kontakt keine Lebensgefahr mehr besteht. Allergologen können dich dazu individuell beraten.
Bitte denke bei starken Allergien auch daran, dass dein Kind ggf. Notfallmedikamente, wie z. B. Kortisonsaft, Antihistaminika oder Adrenalin braucht und Kindergarten oder Schule darüber informiert werden müssen.
Fazit
Wer auf aerogene Allergene reagiert, sollte vorsichtig sein und Beschwerden durch die Ernährung auf den Prüfstand stellen. Dahinter können sich Kreuzallergien verbergen. Bleiben sie unerkannt, belasten sie das Immunsystem und führen zu einer Verschlechterung von Neurodermitis.
Ich wünsche dir und deinem „Kratz-Kind“ alles Gute!